UFA Cinema
CinemaxX (Offenbach)
Cinestar Metropolis
IMAX Frankfurt
Kinocenter Hauptwache
UFA Royal


Cinema (Kleiner Hirschgraben 4)

Klein, aber fein

Das Cinema Kinocenter wurde jüngst mit dem neuen Marketingnamen UFA-Arthouse dekoriert und beherbergt neben den zwei kleineren Theatern (früher Cinestar und Cinemonde) den namensgebenden Hauptsaal.

Ingesamt 473 Plätze, davon über die Hälfte im Cinema, bieten einen Blick auf ein Kinoprogramm, welches sich nicht am Mainstreamgeschmack nach Stallone, Cruise, Schwarzenegger, Moore, Carey und Konsorten orientiert, sondern auf anspruchsvolle Filme ohne oberflächliches Actiongetöse setzt. Daher steht hier auch nicht die allerneuste ausgeklügelte Vorführtechnik mit möglichst breitem Bild und voluminösen Sound im Mittelpunkt des Zuschauers, sondern der Inhalt der gebotenen Filme. Im Cinema selbst sind Leinwandgröße und Tonanlage hinsichtlich des eher leisen und effektarmen Programms in jedem Fall ausreichend. Auffallend sind hier die in Frankfurt einzigartigen gut gepolsterten Doppelsitze (!) in den hinteren Reihen. Vergnüglichen Stunden zu zweit steht somit nichts mehr im Wege ;-).... Die beiden anderen schlauchförmigen Kinos könnten jedoch einen Hauch größer sein.

Bis zur U- und S-Bahnstation Hauptwache sind es nur zwei Minuten zu Fuß. Die zentrale Innenstadtlage bietet zahlreiche Möglichkeiten zum Ausgehen vor und nach dem Kinobesuch, insbesondere die Bistros und Restaurants im Viertel um den Kleinen Hirschgraben herum.

Zusammen mit dem UFA Olympia Center in der Weißfrauenstraße nimmt das Arthouse in der Masse der Mainstreamkinos in und um Frankfurt eine Nischenstellung ein und dürfte daher auch nach der Eröffnung der geplanten Multiplexe in der Zukunft eine Überlebenschance haben.


CinemaxX (Berliner Straße 210, Offenbach)

High-End-Kinoerlebnis beim verpönten Nachbarn

Gerne wird auf das verrufene Offenbach von Frankfurter Seite mit einem gehörigen Maß Geringschätzung herab geschaut. Diese Abneigung beruht seit je her auf Gegenseitigkeit und beschränkt sich nicht nur auf die teilweise krankhafte Rivalität der beiden Fußballvereine Eintracht und Kickers einschließlich deren Anhängerschaft. Im gesamten Alltagsleben ist die Überheblichkeit auf der einen („Irgendwann gemeinden wir euch ja doch ein...“) und die minderwertigkeitskomplexbeladene Trotzreaktion auf der anderen Seite („Frankfurter Korruption, Großmanns- und Verschwendungssucht...“) spürbar. Als ehemaliger Bewohner (fast 30 Jahre) der Mainmetropole kann ich Euch versichern, dass manchen scheinbaren Frankfurtern lebenslänglicher peinlicher Spott bevorsteht, sollte eines Tages ihr wahrer Geburtsort Offenbach ans Tageslicht kommen... ;-)

Und doch muss man insbesondere der Offenbacher Stadtverwaltung zugestehen, in vielen Fällen durch wesentlich schnellere Genehmigungsverfahren und flexiblere Entscheidungswege die Nase vorne zu haben. So wurden beispielsweise in der letzten Zeit vermehrt Frankfurter Banken in die Nachbarstadt gelockt. Preisgünstige schnell entstandene Büroflächen ließen die Deka, die stark expandierende Fondsgesellschaft der Sparkassen, sowie das Rechenzentrum der Helaba aus dem traditionellen Banking District abwandern. Und während in Frankfurt gleichzeitig über vier Standorte von zukünftigen Multiplexen diskutiert wurde, hat man in Offenbach nicht zuletzt aufgrund der eigenen völlig am Boden liegenden Kinolandschaft gehandelt und in Windeseile in absoluter Topverkehrslage auf der Berliner Straße 210 ein Cinemaxx mit sieben Sälen hochgezogen. In lediglich 8 Minuten ist die direkt vor dem Eingang liegende S-Bahnstation Ledermuseum mit drei häufig verkehrenden Linien (S1, S8, S9) von der Konstablerwache im Herzen der Frankfurter City zu erreichen. In der Bahnhofstraße in unmittelbarer Nähe lockt außerdem ein großzügiger kostenloser (!) Parkplatz. Im Zuge der Cinemaxx-Eröffnung haben sich in der Umgebung inzwischen mehrere Szenelokale und Restaurants angesiedelt. Eine echte Konkurrenz für die teilweise im erbärmlichen Zustand befindlichen Kinos der Bankenmetropole, worauf ich auch in meinem Beitrag zum Kinocenter Hauptwache eingegangen bin und welche schon durch das Kinopolis im Main-Taunus-Zentrum Sulzbach arg gepeinigt sind.

Kommen wir jedoch zum Cinemaxx selbst. Der Gebäudekomplex ist eigentlich ein Center (‚Off’), der im wesentlichen durch das Großkino bestimmt wird. Weite Teile der Ladenflächen im Erdgeschoss sind noch nicht vermietet. Der westliche Flügel befindet sich sogar noch im Bau. Das Multiplex betritt man über einen Eckeingang und steht sofort vor den Kassen. Zwei weitere befinden sich in der ersten Etage, womit wir auch schon beim ersten Wermutstropfen sind: Ich habe noch nie eine langsamere und unfähigere Abfertigung an Kinokassen erlebt! Die Wartezeit bei lediglich fünf Personen vor uns in der Schlange betrug fast 20 Minuten und es war leider kein Einzelfall. Der Kassierer ließ sich auf nicht enden wollende Diskussionen mit lahmarschigen Gästen ein, obwohl die meisten Vorfilme schon liefen. Unfassbar, ein Stern Abzug!

Das Platzangebot reicht von 110 im kleinsten bis 552 im größten Saal, welcher als einziger über THX-Sound verfügt und mit einer 21 x 9 Meter großen Leinwand bestückt ist. Alle anderen Kinos sind mit Dolby Digital ausgestattet. Beinfreiheit und bequeme Sitze sind durchweg identisch, die Sicht ist durch die steile Bauweise überall gut. Die Klimatisierung ist ebenfalls auf dem neuesten Stand. Im Foyer erwartet den Besucher das übliche Angebot an Getränken, Popcorn sowie Tortilla-Chips und im Erdgeschoss ein Pizza Hut.

Die Preise schwanken zwischen 6,- (Happy Hour Donnerstag vor 17.00 Uhr), 8,- (Montags), 9,- (Dienstag und Mittwoch vor 17.00 Uhr), 13,50 (Freitag – Sonntag, Feiertag ab 17.00 Uhr) und 11,- (alle übrigen Zeiten). Ungewöhnlich für Kinos ist auch die Kinderermäßigung bis 11 Jahre (8,-) und ein in mehreren Preisstufen verlaufender Family & More Tarif.

Über die Adresse www.cinemaxx.de, Standort Offenbach kann man sogar Online-Reservierungen vornehmen, ein echter Superservice!


Cinestar Metropolis (Eschenheimer Anlage 40)

Frankfurts neuer Cineastentraum

Jahrelang wurde kleinlich debattiert, über verschiedene Standorte gestritten, dann waren auf einmal drei Projekte gleichzeitig in der Planung (u.a. die Schnapsidee einer Hängekonstruktion über der Konstablerwache) und schließlich haben sie den traditionellen Innenstadtkinos einen schleichende Tod prophezeit, weil in dieser Stadt angeblich kein Markt für zusätzliche Kapazitäten bestünde. Die Nachbargemeinden waren in ihrer Entscheidungsfindung um Lichtjahre schneller, während Frankfurts Kinolandschaft weiterhin dem Siechtum und Verfall entgegen sah und für stolze Großstadtpreise größtenteils Steinzeittechnik im Bahnhofskloambiente zu bieten hatte. Nachdem man mangels eigener Alternativen die an der Peripherie entstandenen Multiplexe („Kinopolis“ Sulzbach, „CinemaxX“ Offenbach) kurzerhand im Frankfurter Kinoplan vereinnahmen musste, konnte die Mainmetropole nach mehrjähriger Bauzeit mit dem „CineStar Metropolis“ am Eschenheimer Turm zum ersten Mal auf einen vorzeigbaren Theaterkomplex modernster Ausstattung verweisen. Und fürwahr: Der nach mehreren peinlichen Anlaufschwierigkeiten (u.a. eine wegen feuerpolizeilicher Auflagen geplatzte Premierenfeier) im April 2001 eröffnete Bau hat es in sich. Die denkmalgeschützte Sandsteinfassade des ehemaligen Volksbildungsheimes – eine altehrwürdige Frankfurter Institution für öffentliche Darbietungen aller Art – wurde nach der vollständigen Entkernung nicht nur einfach in den Neubau integriert, sondern durch ein mächtiges Kupferdach über jugendstilartig geschwungenen Fensterflächen abgeschlossen. Unter dieser architektonischen Glanzleistung prangt in Gold gemeißelt der Schriftzug „Metropolis“. Ab Einbruch der Dunkelheit wird die Front diffus erleuchtet – die dabei entstehenden Lichtreflexionen erinnern tatsächlich ein wenig an die Atmosphäre in Fritz Langs Stummfilmmeisterwerk. Zwei großflächige, über jeweils drei Stockwerke verlaufende Fantasy-Gemälde auf beiden Seiten des hinteren Gebäudeteils symbolisieren die grenzenlose Illusion des Kinofilms innerhalb eines klassizistischen Theaters (sehr freie persönliche Interpretation des Autoren). Mittlerweile steht das Metropolis in der Frankfurter Multiplex-Szene nicht mehr allein: Am 1. November wurde im Stadtteil Griesheim auf der Mainzer Landstraße, der Hauptausfallsachse in den Westen, ein Cineplex mit rund 1.900 Plätzen eröffnet.

Cinestar Metropolis (ehemals Volksbildungsheim)

Cinestar Metropolis (ehemals Volksbildungsheim)

Links vom Haupteingang logiert das „Louisiana“, eine an der creolischen und Cajun-Küche orientierte Restaurantkette (www.louisiana.de/frankfurt/) in dunkelbrauner Holzeinrichtung – nicht gerade billig, aber mit flottem freundlichen Service und mit seinen hierzulande meist unbekannten Südstaatenkreationen durchaus den Geschmack der hippen jugendlichen Besuchermassen eines Multiplexes treffend. Auf der rechten Ecke, immer noch ebenerdig, nimmt dann das ALEX „Kneipissimo“, ein Bistro im knallbunten Art-Deco-Look, in etwa die gleiche Fläche ein. Eine Ebene höher hat kürzlich die in kühler Metalloptik gehaltene Bar „Hollywood“ mit zugehöriger halbkreisförmiger Galerie („Atlantic Bar“) eröffnet. Mit dem inzwischen wieder geschlossenen Restaurant des „Planet Hollywood“-Konzerns in der Zeilgalerie scheint dieser Betrieb allerdings nichts gemeinsam zu haben.

Zu den zentralen Kassen und dem Foyer auf der ersten Ebene führen verglaste Rolltreppen. Das Metropolis verfügt über 12 Säle mit zusammen 3537 Plätzen, verteilt auf vier Ebenen und liegt damit nur knapp hinter der bislang unübertroffenen Konkurrenz im Main-Taunus-Zentrum. Die beiden größten Theater (5 und 6) haben 655 bzw. 651, die kleinsten (4 und 7) 122 bzw. 121 Plätze. Alle Kinos sind mit Dolby Digital- und DTS-Soundsystemen, Leinwänden in voller Saalbreite (von 10 x 5,5 bis zu 25 x 12 Meter), geräuschloser Klimatisierung und aufgrund der steilen Ränge einwandfreien Sichtverhältnissen ausgestattet – davon konnte ich mich während meiner bisherigen drei Besuche in unterschiedlich großen Sälen selbst überzeugen. Wir erinnern uns an die blutigen Scharmützel mit blasenschwachen Sitznachbarn in qualvoll engen Kinoschachteln, wenn auf deren Toilettengang erst die Schlüsselszene des Films verhunzt, dann die teuer bezahlte Bierflasche umgetreten und schließlich auch noch die Kniescheibe zertrümmert wurde. Dieses Jugendtrauma gehört nun endgültig der Vergangenheit an. In allen Kinos ist der Abstand der Sitzreihen sowie der zum Nachbarn sehr großzügig bemessen und einem schlauen Kopf (vermutlich aus der Automobilindustrie) sind doch tatsächlich Getränkehalter in den Armlehnen entsprungen. Jedes dieser Kinos ist daher um Längen attraktiver als der überwiegende Teil der eingesessenen, technisch meist nur halbherzig nachgerüsteten, aber nach wie vor muffligen Innenstadtbetriebe, die somit nicht zu unrecht um ihr Fortbestehen fürchten dürfen. Das Schicksal dieser liebevollen Kreationen engagierter Sadisten in den frühen 70er Jahren lässt sich am Beispiel der Nachbarstadt Offenbach exemplarisch belegen: Relativ kurz nach Eröffnung des „CinemaxX“ schloss dort mit dem Gloria-Center die letzte der hoffnungslos verkorksten Abspielanstalten. Um diesen ungleichen Kampf einmal zu verdeutlichen, habe ich in der folgenden Rangliste aller Frankfurter Kinos (einschließlich Cineplex Griesheim, CinemaxX Offenbach und Kinopolis Main-Taunus-Zentrum Sulzbach) eine Sortierung nach Fassungsvermögen vorgenommen. Anhand dieses Kriteriums, welches natürlich nichts über allgemeine Bequemlichkeiten aussagt, wird deutlich, dass dem schmierigen Wohnzimmerambiente der 70er Jahre die letzte Stunde geschlagen hat:

Tabelle

Für die Säle am Ende der Liste liegen mir noch keine Daten vor. Ist aber auch kein schwerer Verlust. Insgesamt stehen somit etwa 18.000 Plätze im Großraum Frankfurt zu Verfügung – bei einer Einwohnerzahl von knapp 650.000 in der Stadt und ca. Millionen im Einzugsgebiet durchaus üppig. Wer bei diesem eindeutig überlegenen Angebot weiterhin sein sauer Verdientes in die nur wenige hundert Meter vom Metropolis entfernten Folterkammern der „E-Kinos“ Hauptwache trägt, dem ist entweder nicht mehr zu helfen oder der hat regelmäßige strenge Bestrafungen aus hormonellen Gründen dringend nötig. Auch der Zeil-Kinocenter bürgt für berüchtigte Qualität: Abgesehen davon, dass hier seit Jahren nichts mehr investiert wurde, ist das Zeil 6 mit ca. 20 Sitzplätzen (!!) die mit Abstand kleinste Filmbox in Frankfurt. Nicht verwunderlich, dass die hinteren Plätze dieser Liste ausschließlich von Jahrzehnte alten Betrieben belegt werden. Noch gravierender wäre diese Auswertung, könnte man zusätzlich auf eine objektive Art und Weise den zur Verfügung stehenden Platz pro Besucher (Stichwort: Bein- und Armfreiheit) berücksichtigen.

Cinestar Metropolis – Fassadenausschnitt

Cinestar Metropolis – Fassadenausschnitt

Allenfalls das riesige Royal in der Schäfergasse, die Ufa-Arthouses Cinema (Kaiserstraße) und Olympia (Weißfrauenstraße) mit ihrer leicht anspruchsvollen Filmauswahl und der Turmpalast in unmittelbarer Nachbarschaft dürften auf Dauer der übermächtigen Konkurrenz standhalten. Letzterer hatte schon vor einigen Jahren sein Programm auf Originalfassungen umgestellt – in einer Stadt mit rund 30% Ausländeranteil und der wohl größten englischsprachigen Bevölkerung in Deutschland eine durchaus lohnende Entscheidung. Das IMAX auf der Zeilgalerie läuft mit seinem Spezialprogramm im hochauflösenden Maximumformat und 3D natürlich außer Konkurrenz.

Schon jetzt trägt das Metropolis zu einer spürbaren der Belebung der abendlichen Innenstadt bei. Die früher verwaiste Gegend um den Eschenheimer Turm wimmelt von jungen Kinobesuchern. Bis hinunter zur Hauptwache, dem zentralen Knotenpunkt im öffentlichen Nahverkehr, wirkt sich das aus. Abgesehen von den üblicherweise stark frequentierten Wochenenden, bricht das Metropolis am Dienstag regelmäßig aus allen Nähten, denn dann ist „Half Price Day“ angesagt: Gegenüber den von Freitag bis Sonntag geltenden Normalpreisen zwischen 15 und 17 DM eine wirklich satte Einsparung. Auch Montags und Mittwochs bzw. Donnerstags gibt es Rabatte von 2 bzw. 4 DM auf den Standardpreis. Kinder unter 12 zahlen generell 9 DM und am Dienstag sogar nur 4,50 DM. Online-Reservierungen können im Gegensatz zu den CinemaxX-Betrieben über die schicke flash-animierte Seite (www.cinestar.de, Bereich Frankfurt am Main) leider nicht vorgenommen werden. Das funktioniert nur telefonisch per Ticket-Hotline 069/955 06 444.

Wie nicht anders zu erwarten ist das Metropolis so wie alle modernen Multiplexe durch und durch kommerzialisiert: Lange Reihen von Kinokassen, Kettenrestaurants, Snackbars im Stile der einschlägigen Fleischklopsbratereien. Aber ist das wirklich ein berechtigter Kritikpunkt? Schließlich werden dort zu 95% Mainstreamproduktionen aus Hollywood gezeigt. Insofern ist die Präsentation dieser Filme in einem solchen Rahmen und zudem noch in technischer Vollendung nur konsequent. Für mich gibt es als Filmästhet mit einem gewissen Hang zur Perfektion neben dem Cinestar und den oben erwähnten wenigen Ausnahmen in Frankfurt keine Alternative mehr.

Verkehrsanbindung

Freie Parkplätze in der unmittelbaren Umgebung gibt es so gut wie keine. Wer trotzdem unbedingt mit dem Auto kommen will, kann auf die Parkhäuser in der Nähe ausweichen: Alte Oper, Börse, Schillerpassage, City. Viel bequemer ist jedoch die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Die Station Eschenheimer Tor (U1, U2, U3) liegt direkt vor der Tür, die Hauptwache (U1, U2, U3, U6, U7, alle S-Bahnen) ist zu Fuß in etwa 5 Minuten erreichbar.


IMAX Frankfurt (Zeil 112-114)

Höher - Breiter - Imax

Die Filmtheater unter Lizenz der kanadischen IMAX Corporation verfolgen in aller Welt ein einheitliches Konzept: Erlebniskino unter Einsatz modernster Filmtechnik auf Riesenleinwänden größtenteils in 3D. Mit den kuppelförmigen Achterbahnkinos der Rummelplätze hat dies nichts mehr zu tun. Echte Spielfilme wurden mit diesem enorm aufwendigen und oscarprämierten Verfahren noch nicht produziert, das würde auch die physische Belastbarkeit der Besucher auf eine harte Probe stellen. So beschränkt sich die Auswahl der Stoffe auf Dokumentationen mit zum Teil eingebetteter Spielhandlung („New York – Eine Zeitreise“, „T-Rex – Reise in die Urzeit“) oder pure Show („Sigfried & Roy“).

Lage und Architektur

Das Frankfurter IMAX wurde im April 1999 als reine Stahl- und Blechkonstruktion auf dem Dach des Einkaufszentrums Zeilgalerie („Les Facettes“) eröffnet. Verblüffend ist, wie es dabei den Architekten gelang, auf einer relativ kleinen Grundfläche einen futuristischen und verwinkelten Kinokomplex mit haushoher Leinwand unterzubringen. Man bedenke, dass die Zeilgalerie zu diesem Zeitpunkt schon einige Jahre stand, die Planung die Voraussetzungen vor Ort kaum verändern konnte und das gesamte Material nachträglich mit einem Riesenkran über den benachbarten Kaufhof gehoben werden musste. Das Dach der etwas beengten Shopping-Mall ist mittlerweile per Brücke mit der Terrasse des benachbarten Selbstbedienungsrestaurants in der Galeria Kaufhof verbunden. Ein aufgesetzter stählerner Aussichtsturm bietet einen phantastischen Blick auf die wuchtige Skyline des Bankenviertels in der unmittelbaren Nachbarschaft. Insofern lässt sich die Wartezeit vor dem Einlass sehr gut ertragen. Der Innenraum des Kinos ist über schmale Gänge vom geräumigen Foyer aus zu erreichen: Extrem steile Zuschauerränge bieten von allen Plätzen aus eine freie Sicht auf die 550qm große Leinwand. Wie in anderen Filmtheatern gilt auch hier die Devise: Je zentraler man sitzt, desto optimaler das Erlebnis, insbesondere wegen des 3D-Verfahrens.

Das Angebot

Im Frankfurter IMAX kommen derzeit jeweils im Stundenrhythmus (10.00 bis 22.00 Uhr, Freitag und Samstag bis 23.00 Uhr) folgende Filme zum Einsatz:

T-Rex – Reise in die Urzeit (3D)
Wale
New York – Eine Zeitreise (3D)
Ägypten – Geheimnisse der Pharaonen
Last Buffalo Imagine (3D)
Siegfried & Roy (3D)
Afrika – Die Serengeti
Willy Bogner’s Ski to the MAX
Wunderwelt der Meere
Blue Planet
Nussknacker Prinz (3D)

Die Eintrittspreise sind sehr breit gestaffelt: Zwischen dem billigen Schulgruppentarif für 8,50 DM (Normalfilm) und dem Zwei-3D-Filme-Paket für 24 DM (Erwachsene) gibt es 15 unterschiedliche Preisstufen, je nach Anzahl und Art der Filme bzw. der Personengruppen. Hervorzuheben sind der IMAX-Tag (Dienstag), an dem für alle Besucher der Schülertarif (Normal: 8,50 DM; 3D: 10,50 DM) gilt und die IMAX-ClubCard, welche für jährlich 5 DM generellen Eintritt zum ermäßigten Preis gewährt und die kostenlose Zusendung des Programms beinhaltet. Darüber hinaus hat das IMAX mit dem Senckenbergmuseum ein Abkommen, wonach bei Vorlage der Eintrittskarte beim Partner der Ermäßigungspreis gilt.

Die 3D-Brille ist als Leihgabe natürlich mit drin und wird am Ende der Vorstellung wieder eingesammelt.

Die Technik

Das IMAX-Verfahren wurde anlässlich der Weltausstellung 1967 von Filmemachern in Montreal entwickelt und ist seitdem von keinem anderen System bezüglich seiner Qualität übertroffen worden. Grundlage für die enorme Detailschärfe und Wirklichkeitstreue ist zum einen „die bis zu zehn mal größere Einzelbildfläche (!) als beim klassischen 35mm-Film“, dem nach wie vor gängigen Kinoformat. Zum anderen sind die IMAX-Projektoren spezielle Eigenentwicklungen, die den Film in einer „rollenden Schleife horizontal transportieren und dabei jedes einzelne Bild per Vakuumsystem und Nadelfixierung in eine hochpräzise Ruhelage versetzen“ (Quelle: www.imax-filmtheater.de). Das 3D-Verfahren, welches bei ausgewählten Filmen zum Einsatz kommt, setzt dem unvergleichlichen Erlebnis schließlich die Krone auf: Schon seit dem letzten Jahrhundert hat man sich in der Fotografie die Fähigkeit des menschlichen Gehirns, leicht unterschiedliche Bilder zu einem ganzen räumlichen Eindruck zu verschmelzen (Stereopsis) bei der Herstellung von dreidimensionalen Bildern zu Nutze gemacht. Im IMAX-Verfahren werden zwei aus geringfügig anderem Blickwinkel aufgenommene Filme auf einer Rolle vereinigt und durchlaufen einen mit „speziellen Verschlussklappen versehenen Projektor“. Die mit hoher Frequenz „abwechselnd auf die Leinwand projizierten Bilder für das linke und rechte Auge verschmelzen mit Hilfe der Polarisationsgläser der 3D-Brille im Gehirn wieder zu einem realistischen dreidimensionalen Gesamteindruck“. Die Illusion wird schließlich durch den 6-Kanal-4-Wege-Digital-Surround-Ton perfekt untermalt.

Das Erlebnis

Jeder kennt das erhabene Gefühl, während eines effektgeladenen aufwendigen Films im Überbreiteformat (70mm) vor einer das gesamte Sichtfeld ausfüllenden Leinwand eines Großraumkinos zu sitzen. Das IMAX-Verfahren ist tatsächlich in der Lage, dieses Erlebnis zumindest vom optischen Gesichtspunkt her zu übertreffen. Die Auflösung des Filmmaterials ist im Verhältnis zum üblichen Kinofilm unglaublich hoch. Das 3D-Verfahren ist ausgereift und ermöglicht nach einer kurzen Eingewöhnungszeit eine absolut plastische und verzerrungsfreie Wahrnehmung. Während der Vorstellung „New York – Eine Zeitreise“ glaubte ich teilweise, die Körnung des Sandsteins an den alten Wolkenkratzern ertasten zu können. Im Inneren eines Containerschiffs konnte man das Maschinenöl förmlich „riechen“ und Früchte und Gemüse auf einem Wochenmarkt waren zum Greifen nah. Der Regisseur hat die technischen Mittel mit atemberaubenden Vogelperspektiven, Flügen durch unendliche Straßenschluchten und der Montage alter Stereofotografien aus der Einwanderungszeit in den Filmablauf vollends genutzt. Der Gesamteindruck ist überwältigend und die Reizüberflutung so enorm, dass nach den üblichen 45 Minuten Spielzeit eines IMAX-Streifens die Aufnahmefähigkeit des Gehirns erschöpft ist und bei empfindlichen Menschen ein Brummschädel droht. Einzig und allein der fehlende seitliche Blickschutz der billig gemachten Brillen führt während der helleren Passagen eines Films zu störenden Lichtreflexionen von den Seitenwänden des Saals. Es gibt jedoch bessere Hilfsmittel, wie ich auf Fotos aus anderen IMAX-Theatern erkennen konnte.

Für einen mit dem normalen Kinoeintritt vergleichbaren Preis ist das Vergnügen erheblich kürzer, allerdings wesentlich intensiver und in meinem Fall von bleibender Erinnerung. Wer IMAX noch nicht kennt, sollte sich auf jeden Fall das atemberaubende Erlebnis eines 3D-Films gönnen, bevor er ein vorschnelles Urteil fällt.


Kinocenter Hauptwache (Kaiserstraße )

Das Grauen hat einen Namen

Der Kinocenter Hauptwache mit seinem völlig vermurksten Angebot verschachtelter sogenannter Großraumsäle und Kleinstvorführräume mit Wohnzimmerambiente ist ein hervorragendes Beispiel für den Niedergang der deutschen Kinokultur. Europa ‚Palast’ (*Lachkrampfkrieg*), Esplanade 1&2, Elysee 1&2, Eden, Esprit 1&2, Elite – eines haben sie neben dem originellen Anfangsbuchstaben „E“ und den einprägsamen Nummern alle gemeinsam: Man wird brutal hineingepfercht, ab 1,80 Meter Körpergröße sind langwierige Behandlungsserien beim Orthopäden zu befürchten, die maroden Klimaanlagen halten die ausgeplünderten Kinogäste gerade so am Leben, im Foyer drohen qualvolle Erstickungsanfälle in Folge des kulminierten penetranten Popcorndufts der letzten Monate. Kinos wie das Eden erinnern eher an die intimen Pornoschuppen aus zahlreichen Großstadtmovies der 70er und 80er und spotten jeder Beschreibung: Für 13,- DM im Schnitt darf man zusammen mit einer Handvoll Leidensgenossen – mehr passen nämlich nicht rein – in einem wohl eher zufällig entdeckten Hohlraum Platz nehmen und dass ertragen, was die lächerliche Bild- und Tonanlage von einem einstmals mit technischem Höchstaufwand produzierten Kinofilm übrig lässt: Wackelnde, unscharfe Minibilder, an allen Seiten radikal beschnitten und ein stumpfer leiernder Sound, welcher von jeder Dolby-Surround-Anlage von Saturn oder Mediamarkt vernichtend geschlagen wird. Die Elysee-Kinos sind die ehemaligen Balkone des alten Europa Palastes: Supersteil, eigentlich nicht schlecht für eine gute Sicht, jedoch so eng, dass es schon an Menschenrechtsverletzung grenzt. Immerhin ist die Klimaanlage während des gesamten Films gut hörbar, was einem wiederum ein beruhigendes Gefühl hinsichtlich des lebenswichtigen Sauerstoffnachschubs verschafft. Das Flagschiff Europa, welches ich als einziges Kino in diesem Center noch bedingt empfehlen kann, protzt in einem Trailer vor jedem Hauptfilm mit dem THX-Verfahren: „Ihre Ohren werden Augen machen!“ Gemerkt habe ich davon nicht viel. Was nützt eine ausgeklügelte Technik, wenn der Raum fehlt und an ausreichend vielen Boxen gespart wird? Der Ton im etwas veralteten, aber wunderbar geräumigen Royal in der Schäfergasse ist um Welten besser.

Vergleiche ich Preis und Angebot, so werde ich das Gefühl der rigorosen Abzocke durch die Betreiber nicht los: Man zerschneide ein ehemaliges Großkino in 9 kleine unübersichtliche Häppchen mit Sitzreihen wie in der Touristenklasse, verbauten Zugängen, dass der Branddirektion der Angstschweiß auf der Stirn gefriert, verdopple die Eintritts- und verdreifache die Getränkepreise, minimiere die Ausgaben für die Vorführtechnik gegen Null und fülle auf diese Art und Weise den Kinoplan von Frankfurt zu einem Drittel. Neuerdings hat man sogar mal wieder investiert, aber nicht etwa zum Wohle der Bequemlichkeit oder in die Vorführtechnik, sondern in eine überdimensionale geschmacklose Leuchtreklame: Über allen Kinosaalnamen prangt nun das fulminante „E“, das ganze im giftigen Rot-Gelb-Kontrast und zu einer billigen 3D-Imitation aufgepeppt – feinstes Jahrmarktniveau, peinlich, peinlich! Das nenne ich perfektes Marketing, maximale Rendite um jeden Preis und eine erstklassige Beleidigung für jeden Filmästheten.

Seit dem Siegeszug der in allen Belangen überlegenen Multiplexe, demnächst auch am Eschenheimer Turm im Herzen Frankfurts, zittern die alteingesessenen Theater ums Überleben. Solchen wie dem Kinocenter Hauptwache weine ich keine Träne nach.


UFA Royal (Schäfergasse 10)

Das letzte seiner Art

Schon der Name klingt majestätisch. Und in der Tat ist das Royal der letzte der großen Frankfurter Kinopaläste aus den 50er Jahren, den man noch nicht zu einem entwürdigenden Schachtelcenter verbaut hat. Gegründet unter dem Hollywood-Markennamen MGM (Metro Goldwyn Meyer) blickt das Royal auf eine unendliche Reihe großartiger Premierenereignisse der Filmgeschichte zurück. Schon mein Vater berichtete mir mit leuchtenden Augen von den deutschen Uraufführungen solcher Klassiker wie Ben Hur oder 2001 – Odyssee im Weltraum, als die Fans bis auf die Zeil in Schlangen nach Karten anstanden, um das legendäre Wagenrennen zu sehen oder sich drei Stunden lang mit Johann Strauß berieseln zu lassen. Auf Wochen hinaus waren damals die Vorstellungen ausverkauft. Ähnliche Erlebnisse hatte ich während meiner Jugendzeit beim Start des ersten Teils der Star Wars-Trilogie und später noch einmal anlässlich des Megahypes um Jurassic Park.

Unvergesslich geblieben sind die qualvolle Enge im überfüllten Foyer, welche manche Glastür zu Bruch gehen ließ und die Jubelorgien, als die ersten Zuschauer eingelassen wurden, um auf den gigantischen Balkon oder in die weitausladenden Reihen des vollständig in purpurrot gehaltenen Parketts zu strömen, als ginge es um Leben und Tod. Unvergesslich auch das erhabene Gefühl, wenn man sich in einen der federnden Schaukelsitze mit weit ausgestreckten Beinen fallen ließ und fasziniert beobachten konnte, wie sich die Masse in Windeseile auf die über 600 Plätze verteilte. Alles im Royal ist um einige Nummern größer als im Durchschnittskino: Die breite Eingangsfront, das geräumige Foyer, die ellenlange Bar, der tribünenartige Balkon, welcher allein manch anderes Innenstadtkino beherbergen könnte, der in drei Parkettbereiche gegliederte Hauptsaal, die mehr als großzügig angeordneten Sitzreihen, die monumentale Leinwand und zu guter letzt die immer noch fantastische Soundanlage. Heiß begehrt sind die Plätze auf der Empore, welche jedoch für meinen Geschmack nicht die optimale Sicht bietet: Man sitzt zu weit weg und die Krümmungen der geschwungenen Leinwand werden extrem. Für den Genießer empfehle ich den mittleren bis hinteren Parkettbereich. Irrsinnige Filmfanatiker so wie ich sitzen in den vorderen Reihen: Das Bild nimmt dann das gesamte menschliche Sichtfeld ein, Kino total! In den fast 50 Jahren seines Bestehens wurden im Royal diverse Erneuerungen der Technik, der Sitzbezüge und des Teppichbodens durchgeführt. An der Grundausstattung hat sich jedoch so gut wie nichts verändert.

Der größte Moment war stets der Beginn des Hauptfilms: Nach unendlich langer Filmmusik zur Einstimmung wird das Licht langsam heruntergedimmt, der Eisverkäufer nähert sich auf dem Balkon dem Ausgang, der Vorhang öffnet sich ... weiter und weiter und weiter ... Wahnsinn, die vorher schon übergroße Leinwand geht um die Ecke ... abgefahren! Unter infernalischen Fanfaren und mit Riesenlettern, die in den Tiefen des Alls verschwinden, wird die dramatische Vorgeschichte der Rebellion gegen das Imperium erzählt. Danach Totenstille, ein Kameraschwenk, martialischer Musik untermalt das donnerndes Getöse der Triebwerke (komisch, seit wann gibt’s im Weltraum Schallwellen?! Egal!), am unteren Bildrand schiebt sich ein gigantischer Sternenkreuzer scheinbar minutenlang über die Leinwand, der Saal bebt! Das ist es!

Für das große Popcornkino wurden Häuser wie das Royal gebaut. Kleine, anspruchsvolle Filme hatten hier nie eine Chance. Die wenigen Zuschauer würden sich im Saal verlieren. Zuerst die Monumentalschinken der 50er, dann die Katastrophenreißer und Weltraumopern der 70er , in den 80ern die kurze Barbarenära mit dem unerreichten Conan und vielen miserablen Nachahmern, die Abenteuer von Indiana Jones, zum Schluss die High-Tech-Knaller um Mission Impossible und Matrix – das Royal setzte immer auf sein Massenpublikum, denn anders ist ein Theater dieser Größe nicht zu finanzieren. Kein anderes Haus in Frankfurt und Umgebung war bis zum Bau des ersten Multiplexes in Sulzbach in der Lage, Filme im 70mm-Überbreiteformat verlustfrei vorzuführen. Auch ein so durchgeknalltes Effektverfahren wie Sensurround habe ich nur dort erlebt: Die im Zuge der Star-Wars-Hysterie entstandene eher mittelmäßige Fernsehserie Kampfstern Galactica hatte für das Kino zusammengeschnitten und damit aufgemotzt. Das Ergebnis: Wackelnde Sitze, Herzrasen, Tinitus in den Ohren und wahrscheinlich einige Frühgeburten. Meines Wissens wurden nur sehr wenige Filme, wie zum Beispiel Erdbeben, damit aufgeführt.

Die Preise lagen im Royal schon immer um 1-2 DM über dem Durchschnitt, was ich jedoch aufgrund der gebotenen Qualität gerne bezahlt habe. Eine zentralere Lage als zwischen Haupt- und Konstablerwache auf einer Seitenstraße der Zeil gibt es kaum. In unmittelbarer Nähe verkehren neben einigen Straßenbahnen und Bussen alle U- und S-Bahnlinien Frankfurts. Der zentrale Knotenpunkt für die vor Samstagen, Sonn- und Feiertagen verkehrenden Nachtbusse liegt an der Konstablerwache. Für wild parkende Autofahrer hagelt es meist Strafzettel.

Vor wenigen Jahren gab es Gerüchte um eine bevorstehende Schließung wegen Unrentabilität und fehlender Umbaumöglichkeiten. Gehört hat man davon zum Glück nichts mehr. Ich hoffe, das Royal, MEIN Kino, möge ewig leben!




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