Skyline1
Die Neuen in der Skyline


Skyline-Impressionen

Nachdem das alte Frankfurt mit seinen nahezu 30.000 Fachwerkhäusern (!) 1945 ein Raub der Flammen geworden war, hatte die Stadt über Jahrzehnte hinweg ihre Identität verloren. Von den einstigen Prachtbauten des Römers und der Paulskirche standen nur noch die Außenmauern, über Jahrhunderte gewachsene Wohn- und Geschäftsviertel waren vollständig vernichtet. Immer wieder mussten sich die Bürger daraufhin Verhöhnungen wie Krankfurt, Bankfurt und Rotlichtviertel aus dem übrigen Deutschland anhören. In den 60er und 70er Jahren war es auch wahrlich schwierig, an dieser Ansammlung von architektonischen Menschenrechtsverletzungen, verkehrspolitischer Einseitigkeit, Drogen- und Verbrechenssumpf und Antiurbanität etwas Positives zu entdecken. Keine Stadtregierung machte sich damals die Mühe, die wenigen verbliebenen historischen Juwelen zu erhalten. Im Gegenteil: Politiker wie „Dynamit“-Rudi Arndt wollten städtebauliche Substanzwerte wie die Ruine der Alten Oper zum Wohle des fließenden Verkehrs sogar sprengen lassen. Einer der letzten authentischen Plätze in Frankfurt, der Römer, wurde mit grauenerregenden Monstrositäten wie dem technischen Rathaus und dem historischen Museum verschandelt, ehe Anfang der achtziger Jahre mit der Rekonstruktion der Römer-Ostzeile, der Entwicklung des Museumsufers und dem Wiederaufbau der alten Oper die historische Neubesinnung begann. Ende der Siebziger setzte ein in Europa beispielloser Bauboom in der Bankenwelt ein, welcher bis heute anhält. Darüber handelt mein heutiger Beitrag.

Japan-Center
Japan-Center

Angefangen hatte die Rekordjagd damals mit der Zentrale der Dresdner Bank (Fertigstellung 1980), die mit ihrem 167 Meter hohen Aluminiumturm bis Anfang der 90er Jahre den kontinentalen Höhenrekord für Gebäude hielt. Es folgten der Messeturm von Stararchitekt Jahn (1991; 257m) und zuletzt Fosters Commerzbank mit ihren „hängenden Gärten“ (1997; 259m ohne Antenne), die erste reine Stahlskelettkonstruktion nach amerikanischem Vorbild. Den Titel im Bereich Türme trägt nach wie vor der „Ginnheimer Spargel“ (331m). Zahlreiche weitere Prunkbauten aus der Finanzwelt wie die Doppeltürme „Soll und Haben“ (1984; je 155m) und Trianon (1993; 186m) der Deutschen Bank, der Eurotower der EZB (ehemals BfG, 140m), das Kronenhaus der DG-Bank (1993; 208m), der MainTower der Helaba (1999; 200m), das Mariott-Hotel (1976; 162m), der Japan-Center im klassischen Pagodenstil (1996; 115m), das Eurotheum (2000; 110m) und das postmoderne Messetorhaus (1985; 116m) vervollständigten in der Zwischenzeit den Frankfurter Horizont. Im Bau befinden sich derzeit die Main Plaza, ein Apartementhaus im New Yorker Backstein-Look und Gallileo, die gläserne Erweiterung der Dresdner Bank. Der kriegsbedingte Mangel an historischer Bausubstanz und die zunehmende Attraktivität der Hochhausbauten im Vergleich zu den Anfangsjahren hat inzwischen zu einer weitgehenden Akzeptanz und in großem Umfang auch zu einer Identifikation der Frankfurter mit ihrer Skyline geführt. Im europäischen Vergleich ist diese konzentrierte Ansammlung modernster Hightech-Skyscrapper in jedem Fall einzigartig. Nicht einmal Weltstädte wie London oder Paris bringen es in dieser Disziplin auf nur annähernd viele Monumente. Zur internationalen Klasse fehlt natürlich noch einiges, doch Frankfurt holt auf: In den neuen Erschließungsgebieten westlich der Innenstadt (ehemaliger Güterbahnhof mit Gleisvorfeld sowie Projekt 21, die Tieferlegung des Hauptbahnhofs) sind Riesen von bis zu 365 Metern Geschosshöhe geplant. Damit würde Frankfurt tatsächlich in die Weltspitze mit nordamerikanischen und ostasiatischen Wolkenkratzern aufsteigen.

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Commerzbank

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Spiegelbilder der Großstadt

Nun ist es zwar ganz interessant, halsverrenkend die Hochhäuser von unten zu bestaunen, die wahre Größe lässt sich aufgrund des begrenzten menschlichen Sichtfelds jedoch besser aus einigen Metern Höhe erfassen. In Frankfurt gibt es dazu zahlreiche Möglichkeiten, die oftmals auswärtigen Besuchern unbekannt sind. Kostenlos ist die Aussicht vom Dach des Einkaufszentrums Zeilgalerie auf der gleichnamigen Einkaufsstraße. Aus dem etwa 8. Stock (genau lässt sich dies infolge der Bauweise nicht sagen) betritt man eine Aussichtsterrasse mit Stahlturm und Fernrohr. In direkter Nachbarschaft und mit Verbindungsbrücke hat vor kurzem die Dachterrasse der neugestalteten Kaufhof Galeria eröffnet. Durch die unmittelbare Nähe zum Bankenviertel wirkt die Front der Wolkenkratzer, insbesondere im Abendlicht, nirgendwo monumentaler als hier. Eine weitere ausgezeichnete Adresse für Treppensteiger, der Glockenturm des Frankfurter Doms ist derzeit wegen Baufälligkeit leider geschlossen. Für 4,50 € erreicht man Frankfurts neueste Hochhausspitze, die Plattform des MainTower in 200 Metern Höhe. Allerdings lohnt sich das nur bei guter Fernsicht. Für Innenstadtbeobachtungen ist dieser Platz einfach zu hoch. Erwähnt seien hier auch noch das Selbstbedienungsrestaurant Windows 25 im obersten Stock des Japan-Centers und der gut 100 Jahre alte hölzerne Goethe-Turm im südöstlichen Frankfurter Stadtwald. Eine traditionelle Adresse, der Henningerturm im Stadtteil Sachsenhausen, wurde von HeinzAlt in seinem Beitrag „Im Turm, auf dem Turm und um den Turm herum“ bereits ausführlich beschrieben. Im Rhythmus von zwei Jahren findet in Frankfurt das Wolkenkratzerfestival statt. Nur dann besteht auch für nicht zur Bankenbelegschaft gehörende Besucher die Möglichkeit, die übrigen Dächer der Skyline zu besteigen.


Bankhaus Monte dei Paschi di Siena
Bankhaus Monte dei Paschi di Siena in der Kaiserstraße

Fotografen lieben eine möglichst unverstellte Totalansicht. Dazu muss man wissen, dass sich die Frankfurter Wolkenkratzer im wesentlichen um eine nordöstlich-südwestlich verlaufenden Achse gruppieren. Folglich ist es am günstigsten, man stellt sich etwas abseits von der Innenstadt auf die alte Flößerbrücke (im Anschluss an den Eisernen Steg und die Alte Brücke). Aus nordwestlicher Richtung bieten sich einige Punkte auf der Emser Brücke (S-Bahn-Station Messe, verläuft von der Galluswarte quer durch das Messegelände) für eine solche Aufnahme an. Die absolute Totale von Frankfurt bietet die Ruine der Burg Falkenstein im Taunus – dies jedoch nur bei schönem Wetter und mit Teleobjektiv oder Fernglas.

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Was übrig blieb...


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Milleniuminstallation am Mainufer





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