Palmen, Mispeln und Beton

Calp - mit Penyal d'Ifac (Blick von der Partida de Empedrola)

Der zweite Trip auf die spanische Halbinsel binnen eines Jahres führt uns in Regionen, die ich bislang mit dem Prädikat des Billigtourismus der 70er Jahre in Verbindung brachte. Costa Brava, Costa Dorada, Costa Blanca waren stets Ziele, welche eher die Generation meiner Onkel und Tanten auf ihren ersten Flügen in Generalissimo Francos schauderhafte Betonburgen mit ebensolchem Fraß und einschlägigem Strandvergnügen führte. Mit viel Überzeugungskraft haben uns Freunde in ihr Ferienhaus in der Partida Empedrola in Calp eingeladen, einer abgelegenen Urbansisation, dessen Lage weit oberhalb der verbauten Küste einen durchaus netten Eindruck macht. Trotzdem bringt mich der Weg dorthin durch das Fehlen sonst üblicher einprägsamer Landmarken an den Rand der Verzweiflung. Die Hügelketten sind durch steile Stichstraßen und geschwungene, weitgehend ebene Querverbindungen erschlossen. Eine klassische Infrastruktur mit Restaurants und Einzelhandel gibt es hier nicht, dazu fährt man wieder runter an die Küste. Als Entschädigung winkt die nahezu ganztägige Ruhe und der Wahnsinnsfernblick.

Calp (Calpe)

Calp - Stadtmauerreste

hat wie viele Orte an der Costa Blanca vor allem seit den 70er Jahren einen unheilvollen Bauboom erlebt. In unmittelbarer Nachbarschaft wurde dafür der Begriff der Benidormisierung geprägt. Nirgendwo sonst an der spanischen Küste erreichen Wolkenkratzer wahnwitzigere Höhen und beklopptere Formen. Dass Calp hierbei nicht unbeeinflusst geblieben ist, liegt auf der Hand. An den Ufern der beiden Buchten Arenal-Bol und Fossa-Levante reihen sich die zum Teil missratenen Appartementhochhäuser aneinander, während sich im Hinterland großzügige Villensiedlungen in lockerer Bebauung bis zu den Kuppen der Hügel hinauf ziehen. Dazwischen liegt ein unter Naturschutz stehender Salzsee. Obwohl Les Salines inzwischen weitgehend umsiedelt wurde, bietet er aufgrund seines hohen Nährstoffgehalts optimale Bedingungen für die zahllosen dort lebenden Flamingos. Bei aller Bauwut ist immerhin ein alter, durchaus beschaulicher Ortskern erhalten geblieben. Diesen aufzufinden entpuppt sich jedoch als echte Herausforderung. Kein von weitem sichtbarer Kirchturm deutet darauf hin. Erst als wir die Avenida Gabriel Miró, die aus zahllosen Boutiquen bestehende Haupteinkaufsstraße, kurz vor ihrem oberen Ende nach links verlassen, ist das Einerlei der modernen Appartementkästen schlagartig vorbei. Wir sind auf einmal von niedrigen älteren Häusern umgeben und arbeiten uns zielstrebig die verwinkelten Gassen ins ehemalige maurische Viertel mit gut erhaltenen Stadtmauerresten und dem Torreón de la Peça hinauf. Selbst die modern gestaltete Fassade der Iglesia Parroquial verbreitet mit ihren bunten Mosaiken eine Urbanität, welche man im Rest der Stadt vergeblich sucht.

Penyal d'Ifac (Peñón de Ifach)

Calp - Penyal d'Ifac

Wenn es einen schon in einen Moloch aus 60 Ortsteilen verschlägt, so ist der Besuch dieses ehemals privaten Mikronaturparks direkt vor der Ferienküste unerlässlich. Mit 332 Metern erreicht der Kalksteinkoloss nahezu die Dimension des Gibraltarfelsens und somit im Altertum eine ähnliche Bedeutung für die Navigation der Seefahrer. Wir starten an diesem Ostersamstag bei angenehmen 22° C am Fuß des Hügels unseren Aufstieg, ohne zu ahnen, wie erbarmungslos die Sonne am Steilhang brennen kann – hinter uns liegt das übliche Parkplatzchaos. Bis zum Informationszentrum täuschen überbreite Wege darüber hinweg, dass der Feiertagsandrang bereits die für den Park verträgliche Besuchermenge überschritten hat. Und so kommt es, wie es kommen muss: Der Zugang wird von den Mitarbeitern des Parks reglementiert.

Calp - Penyal d'Ifac (Südflanke)

Nach gut einer Stunde Wartezeit und Nasebohren dürfen wir endlich auf die erste Etappe, welche uns in Serpentinen unter windschiefen Zedern hindurch bis zum Privattunnel des Vorbesitzers führt. Bergauf geht es 50 Meter in Dunkelheit durch das Massiv über fast 100 Jahre glatt geschliffenen Stein auf die Südflanke des Bergs – nur ein paar Seile an der Felswand bewahren uns vor dem Absturz. Hier beginnt die eigentliche Kletterpartie entlang von steilen Abhängen und zum Teil auf allen Vieren zwischen Felsspalten hindurch. Jeder Fehltritt wird durch schmerzhafte Verstauchungen und Abschürfungen bestraft.

Calp - Badia de Calp, Les Salines und Platja de Levante (Gipfelpanorama vom Penyal d'Ifac)

Am Ende nach knapp 90 Minuten Schweiß und vor Überlastung zitternder Muskeln steht die Belohnung in Form eines phänomenalen 360°-Rundumblicks über beide Buchten Calpes. Nun gilt es, noch einmal alle Konzentration für den Abstieg zu mobilisieren. Die ersten Steilstücke lassen sich nur so bewältigen, wie wir gekommen sind: Auf allen Vieren, aber diesmal rückwärts. Das geht quälend langsam, die Sonne brennt und unser Wasservorrat ist längst zu Ende. Als Verschnaufpause bietet sich der fast ebene Pfad vorbei an brütenden Möwen zum ehemaligen Beobachtungsposten an einem südöstlichen Felsvorsprung an. Den freien Blick übers Meer von dieser exponierten Stelle hatten schon Eroberer aus vielen Epochen.

Calp - Baños de la Reina (4./5. Jh.)

Durch den Schutz des Felsens erfreute sich die Bucht bereits in antiker Zeit großer Beliebtheit. Die Überreste einer römischen Fischzuchtanlage am Strand, die Baños de la Reina, sind bis heute in Form rechteckiger, in den Fels geschlagener Becken erkennbar. In unmittelbarer Nähe erhebt sich der Torre del Molí, ein ehemaliger Wachposten gegen Piratenangriffe.

Alacant (Alicante)

Alacant - Blick vom Castell de la Santa Bàrbara (Blickrichtung Nordost, Serra Grossa)

Auf dem Benacantil wacht das Castillo de Santa Bárbara über die Stadt. Bereits im 9. Jahrhundert wurde mit dem maurischen Alcázar der älteste Teil erbaut und bis ins 18. Jahrhundert zu einer der gewaltigsten Festungen Europas erweitert. Eigentlich gibt es keine legale Möglichkeit, die 166 Höhenmeter des Felsens bequem und zugleich kostenlos hinter sich zu lassen. Entweder benutzt man den Aufzug, welcher über einen Tunnel von der Avenida de Jovellanos erreichbar ist – das kostet dann 2,50 €. Oder man fährt in einem Anflug von Dreistigkeit bis zum Revellín del Bon Repós im unteren neueren Teil der Burg, welcher nur mit Sondererlaubnis beparkt werden darf. Unterwegs empfiehlt es sich, eine passende Ausrede zu recht zu legen: Generelle touristische Ahnungslosigkeit ist schon mal ein vernünftiger Ansatz, aber der Hinweis auf eine stillende Mutter zieht in jedem Fall beim Ordnungspersonal. Und so steigen wir aus unseren Fahrzeugen und benötigen nur wenige Schritte bis zum ersten Oberklassestadtpanorama. Aber das ist nur der Anfang …

Bis La Torreta, dem oberen Teil der Anlage, durchschreiten wir viele Ebenen und Ausstellungsräume. Einige davon sind gegen eine Extragebühr zu betreten und beherbergen eine Sonderausstellung mit Sammelfiguren und sonstigen Merchandising-Elaboraten zum unendlichen Thema ‚Star Wars’ – eine logistische Meisterleistung der Veranstalter und klar, dass wir dort mit zwei Zehnjährigen nicht unbehelligt vorbei schlendern.

Alacant - Plaza de Toros

Das obere Plateau des Felsens ermöglicht den freien Blick in alle Himmelsrichtungen und man erkennt einige der markantesten Bauwerke von Alacant: Das Estadio José Rico Pérez, Austragungsort dreier Spiele der WM 1982, die kreisrunde Plaza de Toros für rund 15.000 Zuschauer, die Cocatedral de Sant Nicolau de Bari und der riesige Jachthafen.

Alacant - Esplanada d'Espanya

Wieder unten in der Stadt kommen wir am zentralen Treffpunkt Alacants nicht vorbei: Die mit rund 6 Millionen schwarzen, roten und weißen Kopfsteinen gepflasterte Esplanada d'Espanya führt am Meer entlang, vorbei an schneeweißen, mondänen Prachtbauten bis zur Marina. Dort liegt ein Nachbau der Santissima Trinidad vor Anker. Das Originalschiff ging vor über zweihundert Jahren in der Schlacht von Trafalgar verloren.

Das L'Ajuntament, Alacants schönes Rathaus aus dem 18. Jahrhundert und die Cocatedral de Sant Nicolau de Bari liegen etwas hinter dieser Prestige trächtigen Meereszeile verborgen.

Altea,

Altea - Església de la Mare de Déu del Consol

unser Nachbarort, ist ein kultureller Brennpunkt der Provinz Alacant und auch der gesamten Region Valencia. Das vom motorisierten Verkehr befreite Stadtbild macht einiges her. Rund um die von tiefblauen und glänzend weißen Dachziegeln gedeckte La Mare de Déu del Consol an der Plaça de l'Església verbreiten Kunsthändler und Bars in malerischen Gassen das Flair einer spanischen Bilderbuchaltstadt. Von der Terrasse des Cal y Canto blicken wir bei Pizza und Pasta einerseits erfreut auf die Kuppeln der Kirche und andererseits auf die unwirkliche Skyline von Benidorm im Dunst der Ferne.

Fonts de l'Algar

Fonts de l'Algar

Weiter unten im Tal, wo der Riu Algar mit seinem Wasserreichtum üppige Vegetation in Form von Mispel- Orangen- und Zitronenplantagen ermöglicht, erwartet uns scheinbar eine der größten Attraktionen der Costa Blanca. Oder wie anders sind die wie am Fließband aufgereihten gebührenpflichtigen Parkplätze, Landgasthöfe und Souvenirshops zu erklären? Als ich so langsam daran zweifele, die Quellen jemals zu entdecken, erblicke ich ein Hinweisschild, welches uns den Weg quer durch eine Bar weist. Am Ende steht dann tatsächlich ein zum Glück nicht mehr besetztes Kassenhäuschen und wir sind am Ziel: In den Alpen wäre dies eine von vielen eher beschaulichen Klammen, hier im wasserarmen Spanien vermarktet man eine Sensation. Und so baden manche voller Begeisterung in den Staubecken direkt unterhalb des Wasserfalls. Die terrassenförmig angelegten Reservoire, Wasserfälle und offenen Kanäle sind durch einen bequemen Rundweg erschlossen.

Auf dem Rückweg Richtung Küste lockt die Hügellage von

Polop

zu einem kurzen Abstecher, welcher sich zu einer fahrtechnischen Herausforderung entwickeln soll. Unter der Fehlannahme, dass eine hübsche Kirche in einem spanischen Ortszentrum auch stets einen bequem erreichbaren Parkplatz vorzuweisen hat, begebe ich mich in ein unübersichtliches Gewirr immer enger werdender Gassen und komme irgendwann mit unserem für Urlaubs- und Baumarktfahrten dimensionierten Gefährt kaum noch um die nächste Ecke. Die strenge Einbahnstraßenregelung zwingt mich schließlich wieder aus dem Zentrum heraus und auf einen an der Bebauungsgrenze gelegenen staubigen Parkplatz. Die Stadtrundfahrt hätten wir somit schon mal … Dann erwandern wir Polops einzige Attraktionen: Die Església de Sant Pere und das Castell aus maurischer Zeit. Das ist nett anzuschauen, aber Angesichts der bisherigen und kommenden Strapazen nicht lohnenswert.

Auf dem Rückweg taste ich mich nämlich auf einer steil abfallenden Stichstraße unter Adrenalinschüben auf eine uneinsehbare Vorfahrtstraße vor. Meine schlimmsten Bedenken werden bestätigt, als ich einhundert Meter weiter aus der besagten Richtung blechernes Scheppern vernehme. Vielleicht war ich einfach vorsichtiger als mein Hintermann, vielleicht hatte ich einfach nur das Glück, eine Minute früher an der Einmündung gewesen zu sein …

Xàbia (Jávea)

markiert zusammen mit Dénia das nördliche Ende der Costa Blanca und ist zugleich der Namensgeber für die einzigartige Steilküstenlandschaft südlich vom Cap de la Nau. Hier reihen sich schwindelerregende Miradores auf Felsnasen hoch über dem Meer und verträumte, nur über steile Serpentinen erreichbare Buchten aneinander. Dazwischen kleben unzählige Luxusdomizile auf uneinsehbaren Hanggrundstücken.

Xàbia - Cala Granadella

Zunächst verschlägt es uns an die Cala Granadella, einer der malerischsten Buchten der gesamten Halbinsel mit türkisblauem Wasser. Links und rechts des Strandes führen Klettersteige die Felsen hinauf und gegenüber vervollständigen zwei markante Höhleneingänge knapp über der Wasseroberfläche die Aura eines historischen Piratenverstecks.

Xàbia - Torre Ambolo und Isla del Descubridor

Zurück auf dem Halbinselplateau erahnen wir in einer engen Kurve mit Platz für maximal zwei PKW den Zugang zum Mirador de la Granadella. Zwischen Pinien hindurch schweift der Blick weit über glitzerndes blaues Wasser und entlang einer Bilderbuchküste bis hin zur nächsten Landzunge mit der vorgelagerten Isla del Descubridor und dem Torre Ambolo.

Xàbia - Cala Ambolo

Diese markante Felsspitze ist dann auch unser nächstes Ziel. Am Ende einer Stichstraße, welche bis vor das Tor eines feudalen Anwesens führt, hinter dem auch die unzugänglichen Reste des Turmes verborgen liegen, geben links und rechts weitere Miradores den Blick auf die Cala Ambolo, die langgezogene Felseninsel Descubridor und das Cap de la Nau mit seinem Leuchtturm frei.

Diese Landmarke gilt als der den Balearen bzw. der Insel Ibiza nächste Punkt des spanischen Festlandes. Zwar kommt man dem Leuchtturm nicht sonderlich nah, jedoch entschädigt die sagenhafte Fernsicht entlang der Steilküste dieses Manko. Allerdings scheint Ibiza am Horizont irgendwie verschwunden …

Xàbia - Platja del Portixol

Den Abschluss bildet die verträumte Platja del Portixol, ein Kiesstrand mit winzigen, weiß und blau getünchten Wochenendhäuschen und angrenzendem Naturschutzgebiet.

Elx (Elche)

Hierher kommt man hauptsächlich wegen der abertausend Dattelpalmen – an keinem anderen Ort in Europa wurde jemals eine solche Ansammlung erreicht. Den Wald mit seinen rund 200.000 Exemplaren haben bereits die Mauren angelegt und heute trägt er den Titel eines Unesco-Welterbes.

Am heutigen Palmsonntag herrscht Festtagsstimmung in der Stadt. Die Straßen sind größtenteils noch gesperrt und an den Rändern bestuhlt. Den Hinterlassenschaften nach zu urteilen muss hier eine Prozession epischen Ausmaßes stattgefunden haben: Abertausende bunte Papierschnipsel mit Heiligenbildchen und -sprüchen liegen noch herum. Von den Palmas, den aufwendig geflochtenen und gebleichten Palmwedeln ist allerdings nichts mehr zu sehen. Auf der Plaça del Congrés Eucarístic ergattern wir in einem Bistro den einzig freien Tisch weit und breit.

Elx - Basílica menor de Santa Maria (1672-1784)

Nach der Stärkung fühlen wir uns gewappnet für den Turm der wuchtigen Basílica menor de Santa Maria. Der erste Aussichtpunkt, ein Balkon über dem Seitenschiff, ist ebenfalls von Hallelujah-Zetteln übersät, welche man von hier aus über den Platz hat regnen lassen. Weiter oben auf der Turmspitze liegen vor uns die tiefblauen Kuppeln und es erschließt sich die ganze Pracht der umliegenden Parks: Palmen so weit das Auge reicht.

Elx - Hort del Cura

Im Hort del Cura, einem botanischen Garten am Rande des Palmerals, hat man die Namen der Stifter und die Jahreszahl der Pflanzung an die jeweiligen Bäume gehängt. Neben zahllosen Kakteen und Sukkulenten ist die Palmera Imperial, die achtarmige Kaiserpalme das Prunkstück: Über 165 Jahre alt und von einem Stahlgerüst gestützt wurde sie nach der vor 120 Jahren zu Besuch weilenden österreichischen Kaiserin Sissi benannt. Leider ist der Palmeral gegenwärtig massiv durch eine Invasion eines ursprünglich aus Asien über Nordafrika eingeschleppten Parasiten bedroht. Der Palmrüssler (Rhynchophorus ferrugineus), ein rötlicher Käfer, legt seine Eier in die Kronen der Dattelpalmen, von wo aus sich die Larven bis in den Wachstumskegel fressen und schließlich zum Absterben des Baumes führen. Mittlerweile sind die Palmenbestände im gesamten Mittelmeerraum davon betroffen und bislang haben Wissenschaftler kein wirksames Mittel gefunden, um die verheerende Ausbreitung zu stoppen. Traurige Baumstümpfe in unserer Vorortsiedlung in Calp künden vom unaufhaltsamen Niedergang der Pracht.

Mit

Guadalest

Guadalest - Altstadt und Embassament de Guadalest

erreicht die Idylle der Bergdörfer im Hinterland von Benidorm den Höhepunkt. Dass hier pro Jahr bis zu zwei Millionen Besucher durchgeschleust werden, können wir angesichts der beschwerlichen Anfahrt über zahllose steile Serpentinen kaum glauben. Der überdimensionale Parkplatz mit Schranke am Ortsrand und separate Haltebuchten für Ausflugsbusse sprechen jedoch eine deutliche Sprache. Kaum betreten wir die erste Gasse, stehen wir inmitten eines endlosen Gewimmels aus reichlich bebilderten Touristenlokalen und Souvenirläden. Die eigentliche Attraktion dieses Felsennestes verbirgt sich allerdings hinter dem in das natürliche Gestein eingepassten Tor. Gleich dahinter geht es über die Casa Orduña, einem herrschaftlichen Haus aus dem 16. und 17. Jahrhundert mit zeitgemäßem Mobiliar auf das Kastell hinauf. Unterwegs bleiben wir immer wieder an den Ausgucken auf unterschiedlichen Ebenen stehen: Die niedrigen Häuser des Dorfes ducken sich vor der Festung und dem kräftigen Türkis des Embalse de Guadelest. Der höchste Punkt der Burg ist einer eher ungewöhnlichen Nutzung vorbehalten: Dem winzigen örtlichen Friedhof.

Einen Kilometer weiter im Nachbarort Benimantell werden wir auf der Suche nach einem nicht nach Touristenfalle riechenden Lokal endlich fündig. Das Ambiente wirkt sehr gediegen, um nicht zu sagen verstaubt, jedoch die zahlreichen, ausschließlich spanischen Gäste lassen zumindest eine bodenständige Qualität erwarten. Mittelschwere Verständigungsprobleme münden dann zwar in einer Bestellung von merkwürdigem Meeresgetier, dessen hervorstechende Merkmale eher nicht auf dem Speiseplan eines Mitteleuropäers stehen, aber geschmacklich ist alles gut.

Valencia

Die mit über 800.000 Einwohnern drittgrößte spanische Stadt beeindruckt zunächst durch die seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts im ehemaligen Bett des Riu Túria entstandene Ciutat de les Arts i de les Ciències (CAC), ein Werk des einheimischen Architekten Santiago Calatrava. Der futuristische Kultur- und Unterhaltungskomplex vereint Opernhaus, IMAX, Versammlungshalle, Riesenaquarium und Wissenschaftsmuseum. Ein prestigeträchtiges Wahnsinnsprojekt aus den Zeiten des wirtschaftlichen Aufbruchs.

Valencia - CAC (Palau de les Arts Reina Sofía)

Eingebettet in eine Wasserlandschaft beginnt der Park im Nordwesten mit dem Palau de les Arts Reina Sofia im Stil eines kopfüber im Wasser liegenden Schiffes mit einem wie von Geisterhand schwebenden Metalldach – der extravagante Konzertpalast wird ebenso wie der Rest des CAC-Ensembles durch ein weißes Betongerüst getragen.

Valencia - Ciutat de les Arts i de les Ciènces (CAC), L'Hemisfèric

Daneben, nur getrennt durch eine mehrspurige Autobrücke, der l'Hemisfèric, ein 3D-Kino mit 900 qm Leinwand und Planetarium in Form eines riesigen menschlichen Auges. Auf dem weitläufigen Freigelände begegnen uns teils monumentale Skulpturen aus Metallstäben, Stahlträgern und ausrangierten Eisenbahngleisen

Valencia - CAC (L'Umbracle)

Gegenüber dem Museo de les Ciènces Felipe Principe, einem Beton-Stahl- und Glaspalast mit wissenschaftlichem Auftrag und einem der größten faucault'schen Pendel der Welt, lädt die Passage L'Umbracle zum Bummeln und Ausruhen ein. Mit ihren üppigen subtropischen Gartenanlagen unter einem Tunnel aus Metallbögen mutiert sie in den Abendstunden zu einem Open-Air-Nachtclub.

Valencia - CAC (L'Asut de l'Or mit Àgora)

Der mit 125 Metern weithin sichtbare Pfeiler des l'Assut de l'Or trennt die Agora mit ihren mächtigen blauen Flügeln und das darauf folgende L'Oceanogràfic vom Rest der Anlage. Europas größtes Meerwasseraquarium umfasst mehr als ein Drittel der gesamten Ciutat. Neben einem Delfinarium werden in diesem Ozeaneum der Superlative die verschiedenen Klimazonen der Erde mit ihren Bewohnern dargestellt.

Valencia - Plaça de l'Ajuntament

Nach einer kurzen Autofahrt in ein tief unter der Erde liegendes beängstigendes Parkhaus landen wir auf der Plaça de l'Ajuntament südlich der Altstadt. Rund um den langgezogenen Platz gruppieren sich prachtvolle Bauten wie das Rathaus und das Postamt mit ihren von allegorischen Figuren geschmückten weißen Fassaden. Den nördlichen Teil dominieren bis zu elfstöckige neoklassizistische Verwaltungsgebäude.

In einer nahe gelegenen Tapas-Bar werden wir Zeuge der Geschäftstüchtigkeit der Valencianos. Nicht nur, dass die köstlichen Häppchen kunstvoll an der Bar zur Selbstbedienung arrangiert wurden: Der Nachschub aus der Küche wird auch noch vom Service direkt zu unserem Tisch gebracht und uns unter die Nase gehalten. Zum Schluss stapeln sich die Tellerchen wie nach einem Sushi-Essen – der unumstößliche Beweis für unsere stattliche Rechnung. Aber sehr schmackhaft war es schon …

Valencia - Catedral (Turm Micalet; ab 13.Jh.)

Am Ende der verkehrsreichen Plaça de la Reina erhebt sich mit dem Torre del Miguelete oder auch Micalet aus dem 14. Jahrhundert eines der Wahrzeichen von Valencia. Der ebenfalls achteckige Cimbori komplettiert zusammen mit der Porta dels Ferros die Südansicht der ab dem 13. Jahrhundert entstandenen Catedral von Valencia.

Valencia - Plaça de la Seu mit Basílica Virgen de los Desamparados

Etwas versteckt hinter der Kathedrale erreichen wir mit der Plaça de la Seu ein wahres Schmuckstück: Das mehrfarbige Marmorpflaster hochglanzpoliert und flankiert von der in Pastelltönen getauchten Basílica Virgen de los Desamparados (1652-66). Vor der Porta dels Apòstols der Catedral tagt bis heute jeden Donnerstag das Tribunal de les Aigües de València, das Wassergericht. Einst von den Arabern begründet, beschäftigt sich diese älteste europäische Rechtsinstitution seit über tausend Jahren mit Streitfällen der Wasserverteilung.

Valencia - Mercat Central (1914)

Der Mercat Central (1914-28) ist eine mehrflügelige Halle im Jugendstil. Von zwei auffälligen Kuppeln gekrönt beherbergt er einen der ältesten ununterbrochen bestehenden Lebensmittelmärkte Europas.

Valencia - Lonja de la Seda (Seidenbörse, 1482-1533)

Mit der Llotja de la Seda, der im 15. Jahrhundert entstandenen Seidenbörse, besitzt Valencia ein Weltkulturerbe. Der von Zinnen gekrönte Komplex aus Turm, Sälen und Innenhof gehört zu den bedeutendsten gotischen Profanbauten Europas.